Identitäre Bewegung bekennt sich zum Internationalismus: „Haben Foucault nochmal gelesen und unseren Fehler bemerkt“


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Nachdem es die Identitäre Bewegung über mehrere Jahre schaffte, den metapolitischen Raum Kontinentaleuropas aufzumischen, wurde es in letzter Zeit ruhig um die Gruppe. Der Aktivismus hinterlässt Spuren, es gibt zahlreiche Strafverfahren gegen die führenden Köpfe, aber auch das Leben geht weiter. So heiratete der Chef der Identitären Bewegung Österreichs kürzlich seine Verlobte Britanny Pettibone, aber auch andere Identitäre scheinen sich nach Jahren des Aufruhrs nach etwas anderem zu sehnen.

Anlässlich der Hochzeit von Sellner und Bettibone haben wir mit einigen Mitgliedern der Identitären gesprochen und konnten erstaunliches in Erfahrung bringen. So bestätigte Martin Lichtmesz als einer der ideologischen Theoretiker der Bewegung, dass man es bewusst etwas ruhiger hat angehen lassen: „Ja, das stimmt.“

„Wir wollten uns einfach nicht verrennen und haben ganz bewusst etwas auf die Bremse getreten,“ so Lichtmesz, „und da hat die Phase mit dem Vorlauf zur Hochzeit recht gut reingepasst.“

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Untätig blieben die Identitären aber keineswegs. „Wir haben vor allem unsere innere Kraft gestärkt und sind noch einmal den kompletten theoretischen Überbau mit der Philosophie ab Rousseau und Kant durchgegangen,“ wie Lichtmesz sagte.

„Es gab mehrere Seminare darüber, wobei wir auch die antiken Klassiker noch einmal durchgepaukt haben,“ wobei Lichtmesz mit erhobenem Zeigefinger betont: „Auf Griechisch, wohlgemerkt.“

Dabei jedoch fand die Identitäre Bewegung nicht das erhoffte in Form einer Stärkung der inneren ideologischen Gesinnung, im Gegenteil.

Lichtmesz sagt über diese Phase der Neufindung: „Es war ein längerer Prozess und zunächst haben wir Scherze gemacht, dass wir aufgrund der inhärent logischen Fehler am Ende die identitäre Ideologie ad acta legen müssten.“

Es dauerte laut ihm aber nicht lange, bis aus den scherzhaften Einwürfen ernste Erwägungen wurden und so wandelte sich etwas grundlegendes in der Führungsspitze der nationalistischen Bewegung.

„Vor allem Foucault war es, der uns überzeugte. Dugins Kritik an ihm war zwar beißend, bei näherem Blick aber war sie nur beißend,“ beschreibt Lichtmesz seinen inneren Kampf mit seiner Ideologie.

„Wir sind dann ganz langsam und intensiv noch einmal alle Schritte durchgegangen, also Derrida, Heidegger, Nietsche, Simone de Beauvoir und so weiter.“

Vor allem die Kontextualisierung moderner Feministinnen wie Judith Butler im Spannungsverhältnis älterer Vertreterinnen wie Hannah Arendt und Simone de Beauvoir auf Basis des Realitätskonzepts von Foucault hätten es den Identitären angetan.

„Da hat es bei einigen von uns einen Knall gegeben,“ so Lichtmesz, „es war eine schrecklich-schöne Erfahrung, urplötzlich den Boden unter den intellektuellen Füßen weggenommen zu bekommen, um im Gegenzug einzutreten in ein völlig neues Universum des Denkens.“

„Es macht tatsächlich alles keinen Sinn,“ fasst Lichtmesz die Erkenntnisse der Seminare zusammen. „Wenn man es genau nimmt, dann macht nur die Sinnlosigkeit Sinn,“ und schließt schulterzuckend ab mit: „Nietzsche eben.“

Lichtmesz gab uns dazu auch einen Ausblick auf das kommende der Identitären Bewegung: „Na, Sie sehen es ja,“ und fährt sich dabei durch die Haare. „Sie sind wieder etwas länger geworden und ich werde sie eventuell zu Rastalocken verarbeiten.“

Tatsächlich, die Haare sind merklich länger als üblich und auch Lichtmesz ungeschnittener Dreiwochenbart gehört eindeutig zu einem neuen Erscheinungsbild. Aber nicht nur er hat eine innere Wandlung vollzogen, auch andere Mitglieder der Identitären Bewegung beginnen allmählich die innere Transformation nach außen zu tragen.

So haben sich Martin Sellner und Brittany Pettibone anlässlich ihrer Trauung ausgiebig tätowieren lassen und sich während der Zeremonie Nippelpiercings stechen lassen, während im Hintergrund ein Lied des Afrofranzosen Abd al Malik lief, in dem er das harte Schicksal von afrikanischen Migranten beschreibt.

Gleichzeitig gab es bei der Hochzeitsfeier einige Stände, bei denen die Gäste sich neue Frisuren, Tätowierungen und Piercings stechen lassen konnten, und auch die österreichischen Grünen waren mit einem Stand anwesend, wo sich die Gäste zum spontanen Parteibeitritt entscheiden konnten.

Das Hochzeitsessen und auch der Kuchen waren selbstverständlich vegan und Fair Trade mit Köstlichkeiten aus aller Welt, wobei das Catering von einer nahegelegenen Asylaußenstelle übernommen wurde. Zwei der Hochzeitsgäste konvertierten sogar spontan zum Islam.

Lichtmesz lächelt zu all dem, denn: „Es macht Sinn, weil es keinen Sinn ergibt.“
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