Ist der Ruf erst ruiniert... (Bildquelle) |
Spätestens seit dem
Ausbruch der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 macht man in Ungarn keine
Kompromisse mehr. Das von Viktor Orban regierte Land rückte in den
letzten Jahren immer weiter nach rechts und stemmte sich von Anfang
an gegen den Ansturm von Flüchtlingen aus aller Welt. Den Höhepunkt
bildete der Bau eines Grenzzauns an der Südgrenze des Landes, mit
dem Ungarn die Flüchtlingsströme entschieden umlenken konnte.
Das Land aber ist
nicht fertig mit seinen Maßnahmen gegen die ungewollte Einwanderung.
Wie der Budapester Bote berichtet, wollen Abgeordnete der
Regierungspartei Fidez nun eine Gesetzesinitiative in das Parlament
einbringen, mit dem Ungarn im Ausland künftig als „Tschernobyl“
beworben werden soll.
Als Begründung für
das auch parteiintern umstrittene Vorhaben verwies György Kryszlöy
als einer der Unterstützern der Initiative auf den einmaligen Ruf
Tschernobyls in aller Welt. Er sagte: „Die ganze Welt kennt den
Namen Tschernobyl und jedem läuft es kalt den Rücken runter bei der
Vorstellung, in dieser Strahlenhölle zu enden.“
„Gleichzeitig“, so
Kryszlöy, „kann kaum einer auf der Landkarte zwischen der Ukraine
und Ungarn unterscheiden oder weiß überhaupt, dass Tschernobyl
eigentlich in der Ukraine liegt.“
Die Idee für die
Initiative kam den Abgeordneten laut Kryszlöy, nachdem der
amerikanische Sender HBO eine Miniserie drehte über den dramatischen
Atomzwischenfall im ukrainischen Kernkraftwerk von Tschernobyl im
Jahr 1985. „Das haben weltweit mindestens 100
Millionen Menschen gesehen. Davon gehört haben mindestens zehn Mal
so viele. Angst aber haben alle davor.“
„Die Darstellung war so realistisch und abschreckend, dass der Name Tschernobyl noch über Generationen weltweit als Synonym für ‚Strahlentod‘ stehen wird,“ wie Kryszlöy den Text der Gesetzesinitiative zitiert.
Auf die Frage, warum
nicht Fukuschima als Name erwogen wurde, meinte Kryszlöy: „Ach,
schauen sie sich das doch nur an. Klar, es sah auch furchtbar aus.
Aber sonst?“ Laut ihm stünde Japan noch immer für Ordnung,
Sauberkeit und Wohlstand.
„Sogar dieser Supergau konnte die nicht
aus der Ruhe bringen,“ so Kryszlöy und
fügte an, dass mit einer Ungarn mit einer Umbenennung in Fukuschima
womöglich mit noch mehr ungewollten Migranten rechnen müsste.
„Die Bilder aus Tschernobyl dagegen mit der verlassenen Stadt, den Einweckgläsern mit fehlgebildeten
Embryos und all den anderen schrecklichen Sachen kennt jeder. Und jeder wird davon
abgeschreckt,“in Fukuschima dagegen sei kaum etwas passiert.
Viktor Orban äußerte
sich zur Initiative bislang nicht. Ein Regierungssprecher ließ aber
ausrichten, dass sich Orban in der Sache an die Entscheidung der
Parlamentsmehrheit halten wird. Bei der Abstimmung über die
Gesetzesinitiative mit dem Titel „Strahlenruf, Migrantentod“ wird
ein hartes Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Befürwortern und Gegnern
gerechnet.
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