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Kaum sind E-Scooter
auf deutschen Straßen zugelassen schießen Verkaufsstellen und
Verleihdienste wie Pilze aus dem Boden. Viele Menschen sind neugierig
auf die neuen Fortbewegungsmittel, die dann auch intensiv ausprobiert
werden. Einer der Nebeneffekte des neuen Mobilitätsdranges auf zwei
kleinen Rädern sind vermehrte Unfälle, aufgrund der Unerfahrenheit
in Verbindung mit den bis zu 25km/h schnellen Gefährten ohne
jegliche Schutzeinrichtung.
Aber es gibt noch
ein ganz anderes Problem, das mit dem E-Scooter Boom einhergeht. Es
geht um die Überlastung der Kobolde in den elektrischen Batterien,
die ohne Lohn- oder Freizeitausgleich massive Überstunden leisten
müssen. Inzwischen hat sich in München unter dem Dach der
Dienstleistungsgewerkschaft VERDI eine erste gewerkschaftliche
Organisation gebildet, die sich um die Belange der Kobolde in den
Batterien kümmern will.
Antreten wird die
Vereinigung der Batteriekobolde unter dem Titel „Praktische Mobile
Umdrehungen mit Chancen, da Klein und Leise“, wobei sie in der
Öffentlichkeit vor allem unter dem Akronym „PUMUCKL“ auftreten
will.
Untergebracht ist
die PUMUCKL Vereinigung in einer ehemaligen Schreinerei in München,
wo deren Sprecher Franz Eder vor versammelten Journalisten mitteilte:
„Wir begrüßen die Innovation der E-Scooter wie auch andere
batterie-elektrische Mobilitätslösungen. Aber es zeigt sich, dass
auch hier eine gewerkschaftliche Organisation von Nöten ist für
eine gerechte Arbeitszeit und gute Löhne für unsere Kobolde.“
Laut Angaben von
PUMUCKL leistet der durchschnittliche Kobold aufgrund des rasanten
Ausbaus der E-Scooterflotte täglich bis zu zwölf Stunden Arbeit,
wobei Nacht- oder Sonntagszulagen nur in Ausnahmefällen gewährt
werden. Laut Eder wird es zu einer der ersten Forderungen gehören,
dass Kobolde ein Anrecht auf geregelte Arbeitszeiten erhalten sollen,
da „es schlaucht, wenn man immer wieder durch die Straßen gehetzt
wird“, so Eder.
Zwar erhofft man
sich eine relative Verschnaufpause über den Import irischer Kobolde,
langfristig baut man aber auf deutsche Kobolde, sobald der Markt
gesättigt ist. „Ein Problem bei den Migrationskobolden,“ so
Eder, „besteht im Preisdumping insbesondere einzelner Kobolde vom
Balkan.“
Noch seien seitens
PUMUCKL keine systematischen Verstöße festgestellt worden. Sollte
der Trend jedoch anhalten, „dann muss man auch in diese Richtung
ermitteln und falls notwendig von Seiten des Gesetzgebers
einschreiten.“ Laut Eder bestehe bereits Kontakt zur Politik, um
frühzeitig dem Entstehen eines prekären Arbeitsmarktes für Kobolde
entgegenzuwirken.
Bislang haben sich
laut eigenen Angaben knapp 200 Kobolde aus dem Raum München bei
PUMUCKL zusammengeschlossen. Man hofft nun darauf, den Erfolg
auszubauen und Mitglieder im ganzen Bundesgebiet zu rekrutieren.
„Über unsere
Dachgewerkschaft VERDI stehen wir darüber hinaus auch in Kontakt mit
unseren Kollegen in Dublin,“ so Eder. „Dort ist man über unsere
Vereinigung sehr erfreut, da es uns auch ermöglicht,
länderübergreifende Gewerkschaftsmaßnahmen zu treffen.“ Momentan
aber gibt es laut Eder noch keine Anstrengungen hin zu einer
paneuropäischen Koboldarbeiterbewegung.
Auf die Frage, ob
PUMUCKL bereits an Warnstreiks arbeite meinte Eder, dass die
Vereinigung ihre „Optionen abwäge, zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht mit
konkreten Maßnahmen an die Öffentlichkeit treten wolle.“
PUMUCKL will
zunächst intern eine konkrete Planung mit Zielvorstellungen
realisieren, um dann weitere Schritte zu erwägen. „Zunächst
möchten wir auch mit der Arbeitgeberseite sprechen,“ so Eder. Man
hofft auf Kooperationsbereitschaft, behalte sich die Möglichkeit für
Streiks aber explizit vor.
Zum Zeitpunkt der
Veröffentlichung reagierte keiner der Verleihdienste für E-Scooter
auf Anfragen für einen Kommentar zur Sache.
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