Deutsche Umwelthilfe verklagt Deichmann wegen Feinstaubabrieb bei Schuhsohlen

DUH vs Deichmann (Bildquelle)

Die Deutsche Umwelthilfe ist mächtig. So erwirkte sie zahlreiche finanziell schmerzhafte Unterlassungserklärungen für missbräuchliche Umweltangaben von Produktanbietern und sie schaffte es im Alleingang, gerichtlich rigide Fahrbeschränkungen für Dieselfahrzeuge durchzusetzen aufgrund der von ihnen ausgehenenden Feinstaubbelastung. Spätestens mit der Drohung, den grünen Ministerpräsidenten Kretschmann wegen der Nichtdurchsetzung von Fahrverboten ins Gefängnis zu bringen, ist nun allen klar: Mit der DUH ist nicht zu spaßen.

Der neueste Täter im Visier der DUH auf ihrem Ökokreuzzug für eine bessere Luft muss sich daher auf etwas gefasst machen: Es ist Deichmann, der größte Schuhhändler Europas.
Messungen ergaben, dass deren größtenteils aus billigem Plastik und Gummi bestehenden Produkte einen Feinstaubabrieb verursachen, der sogar mit jenem von Diesel PKW mithalten kann.

Laut dem mit mehreren Universitäten verbundenen Ökodienst Feine Luft e.V. kam man auf Schuhe als Quelle für schlechte Luft in den Städten, als es in einigen Städten bei Messungen zu vermeintlichen Diskrepanzen kam. Der Leiter von Feine Luft Dr. Oliver Berger meinte dazu: „Das war zunächst natürlich schon sehr peinlich. Es wurde natürlich gnadenlos ausgeschlachtet von bestimmten Kreisen, als es in Oldenburg während des Marathons so hohe Werte gab, während der Autoverkehr aber komplett stillstand.“

Für uns war das natürlich ein heftiger Tiefschlag, aber wir sind nicht im Geschäft des Autoverbietens, sondern in jenem für eine saubere und nicht gesundheitsschädliche Luft. Daher haben wir unsere Köpfe zum rauchen gebracht, also nur sinnbildlich, und nach der Ursache dafür gesucht,“ so Berger in einem Interview.

Laut Berger wurden zunächst die naheliegenden Fehlerquellen abgesucht, wie etwa defekte Messgeräte, oder alternative Einflüsse, wie etwa naheliegende Schornsteine. „Aber da war nichts,“ wie Berger meinte, „und da haben wir begonnen, über den Tellerrand hinaus zu blichen.“

Schließlich haben die Wissenschaftler von Feine Luft mehr aus dem Sarkasmus enttäuschter Erwartungen heraus, denn aus der Hoffnung auf einen Ursachenfund die Schuhe der Marathonläufer in Betracht gezogen als Ursache für den Feinstaub. „Zunächst haben dabei nur gelacht, als den den Aspekt des Schuhabriebs unter die Lupe genommen haben.“

Dann aber „ist uns das Lachen sehr schnell vergangen,“ wir Berger mit ernster Stimme betont. „Die Zahlen sind so klar,“ so der Umweltwissenschaftler der Universität von Bremen, „es hätte uns eigentlich schon früher auffallen müssen.“

Alleine die Anzahl der Teilnehmer am Marathon in Oldenburg habe bei den Forschern die Augenbrauen hochgehen lassen. „Das Ziel haben zwar weniger als 400 Personen erreicht,“ erklärt Berger, „aber begonnen haben zwanzig Mal so viele. Dazu gab es mehrere Teilstreckenläufe und Kinderveranstaltungen und natürlich tausende Zuschauer, die dem Spektakel beiwohnten.“

Einer der Hauptfaktor dabei, „der harte Asphalt, der den Abrieb begünstigt im Vergleich zu Feldwegen oder Wiesen.“ Der zweite bestand in der „immer niedrigeren Qualität der Schuhe und Sohlen, wie sie von den Massenherstellern wie Deichmann verkauft wird.“

Das Ergebnis Berechnungen waren klar. Am konservativen Ende der Zahlen wurden auf der Marathonstrecke mindestens 200 Paar Schuhe völlig durchgelaufen.

Das sind jeweils zwei Mal fünfzig Gramm an Feinstaubabrieb, oder 20 Kilogramm, die innerhalb von nur vier Stunden im Luftnahbereich um den Ring der Marathonstrecke verteilt wurden.“

Mindestens 300ppm [Teilchen pro Million; d.Red.] sollen es laut den Berechnungen gewesen sein, was dem CO2 Gehalt der Erdatmosphäre entspricht oder alternativ 500 gefahrene Kilometer mit einem Diesel PKW.

Der Schuhabrieb auf der fünf Kilometer langen Rundstrecke war so stark, als wären anstelle der Läufer einhundert Diesel PKW ohne jegliche Filterung einmal die Runde abgefahren,“ so die Schlussfolgerung der Analyse. Für Berger ist es daher an der Zeit zum handeln, vor allem, da Oldenburg nur ein kleiner Marathon war, es aber auch große Massenläufe in Berlin und andernorts gibt.

Wir haben unseren Teil der Arbeit getan, jetzt ist die Politik dran. Sollte diese aber nicht reagieren, dann hoffen wir auf die DUH, die in diesem Bereich aus unserer Sicht exzellente Arbeit leistet.“

Prompt übernahm die DUH den Staffelstab von den Wissenschaftlern und suchte sich mit Deichmann als größtem Schuhhändler Europas den größten Verschmutzer der städtischen Luft heraus.

Zunächst soll es wie üblich eine Abmahnung gegen Deichmann geben begleitet mit der Forderung, nur noch Schuhe mit abriebsarmen Sohlen zu verkaufen. Sollte das Unternehmen nicht reagieren, dann wird die DUH den Klageweg beschreiten. Die Rede ist dabei von einer Strafgebühr von 100 Euro für den Verkauf von Schuhen mit konventioneller Sohle.

Benutzer von Schuhen sollen bislang aber nicht sanktioniert werden, sollten sie mit Schuhen ein urbanes Gebiet betreten. In einer schriftlichen Stellungnahme der DUH hieß es jedoch: „Wir schließen aber nicht aus, dass die DUH auch hier aktiv werden könnte und möglicherweise juristischen Druck auf Gemeinden ausübt, sollten sich keine Verbesserungen einstellen.“

Inoffiziell geäußerte Planspiele sprechen von Plaketten für Schuhsohlen, deren Preis an die Abriebsintensität der Sohlen angepasst ist. Bei Zuwiderhandlungen sollten Ordnungshüter ein Strafgeld aussprechen dürfen, wobei deren Höhe bei den Gemeinden liegen wird.

Deichmann wollte aufgrund des bereits eingeleiteten Verfahrens keinen Kommentar abgeben.
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